Kontaminationsfälle

Nicht nur Unkräuter werden zum grossen Problem, sondern auch die Ausbreitung der Gene, welche künstlich in die Gentech-Nutzpflanzen eingeführt worden sind. Mexiko ist die Heimat des Maises. Die vielen Landsorten, die dort wachsen, sind ein wichtiger Pool für Züchtungserfolge und damit auch für die Sicherheit der Ernährung. Die Mais-Landsorten in Mexiko sind aber bereits mit Genen aus Gentech-Mais verunreinigt: In einer Gegend von Mexiko, wo keine gentechnisch veränderten Pflanzen wachsen, wurden uralte Maissorten untersucht: An diesem Ort fand man Gene aus Gentech-Sorten in den alten Land-Sorten. Durch Verunreinigung von Saatgut und durch den Windtransport von Pflanzenpollen können die fremden Gene und die artfremden Eigenschaften ungewollt auf Wild- und Zuchtpflanzen übertragen werden. Um dies zu verhindern braucht es höchste Vorsichtsmassnahmen und grosse Sicherheitsabstände. Oder es braucht gentechnikfreie Landwirtschaftszonen, so z.B. die Schweiz.

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In Belgien wurde auf fünfzehn konventionellen Rapsfeldern eine Kontamination mit gentechnisch manipulierten Raps, die in der Europäische Union nicht zugelassen sind, festgestellt. Die Felder gehören dem Bayer-Tochterunternehmen CropScience. Nach Ministeriumsangaben lag der Kontaminationsanteil bei fünf Prozent. Einer ersten Einschätzung des Unternehmens zufolge kam es zu der Verunreinigung aufgrund menschlichen Versagens.

Bayer versicherte, dass die erforderlichen Massnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung der nicht-genehmigten GV-Pflanzen ergriffen wurden. Unter anderem seien die jungen Pflanzen, die noch nicht geblüht und also noch keine Saat entwickelt hätten, ausgerissen und vernichtet worden. Mehrere Jahre lang würden die Felder hinsichtlich Spuren gentechnisch veränderter Pflanzen beobachtet.

Leinsamen

Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg hat aufgrund von Hinweisen aus Fachkreisen in 41 untersuchten Proben festegestellt, dass 16 davon (= 39 Prozent aller untersuchten Proben) Spuren von gentechnisch veränderten Leinsamen (ca. 0,05 – 1 Prozent) aufweisen.

Die Behörden gehen davon aus, dass die Verunreinigungen mit Gentech-Flachs aus Kanada stammen, wo bereits 1996 ein herbizidresistenter Gentech-Flachs mit dem Handelsnamen CDC Triffid für den Anbau sowie als Lebens- und Futtermittel zugelassen war. CDC Triffid enthält ein Resistenz-Gen gegen das Antibiotikum Kanamycin, was in der Schweiz verboten ist.

Die Sortenzulassung für CDC Triffid wurde 2001 wieder aufgehoben. Seitdem war der kommerzieller Anbau von CDC Triffid in Kanada verboten. Trotzdem kam es nun acht Jahre später zu diesen Kontaminationsfällen in Europa.

«Bei den Funden handelt es sich um eine nicht hinnehmbare Verbrauchertäuschung, es besteht jedoch nach derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen keine Gesundheitsgefahr für den Verbraucher», erklärte Peter Hauck, Minister für Ernährung und Ländlichen Raum in Baden-Württemberg.

Greenpeace, die an der Aufdeckung der Kontaminationen beteiligt war, meint: «Die Supermärkte müssen die illegalen Gen-Produkte sofort aus den Regalen nehmen und durch Kontrollen sicherstellen, dass die Verbraucher vor Verunreinigungen geschützt werden.»