160915 Nanotech Broschure Baden Wurttemberg
Bild: www.nanoportal-bw.de

Das Projekt Nano-Dialog in Baden-Württemberg diskutiert mit Akteurinnen aus Wirtschaft, Forschung und Politik, sowie mit Verbrauchern Vorteile und mögliche Risiken der Nanotechnologie. Ziel des Nano-Dialogs ist, mit Konsumentinnen und Konsumenten in einen Dialog über Chancen und Herausforderungen der Nanotechnologien zu treten. Eine neue Broschüre „Nano-Dialog Baden-Württemberg – Informationen für Verbraucherinnen und Verbraucher“ dokumentiert auf 52 Seiten alle Aspekte des Nano-Dialogs Baden-Württemberg. Die Broschüre ist kostenlos verfügbar.

Die Broschüre enthält Informationen über die Nanotechnologien, den verantwortungsvollen Umgang mit dieser Technologie, zum Nano-Dialog und Internet-Nanoportal Baden-Württemberg sowie einem Marktcheck (2015) und Hinweise auf weitere Informationsquellen. Der Minister für den Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg schreibt dazu im Vorwort: „Mit dieser Broschüre wollen wir Neugierde wecken, Fragen beantworten und Ihnen die Möglichkeit geben, sich selbst ein Bild der Nanotechnologien und des Nano-Dialogs zu machen.“

In der Broschüre finden sich Aussagen, die zeigen, dass Anwendungen von Nanomaterialien noch mit Unwägbarkeiten behaftet sind. So zum Beispiel (Zitate aus der Broschüre):

- Die Diskussion über einen verantwortungsvollen Umgang mit den Nanotechnologien betrifft vom Hersteller über den Verarbeiter bis zum Entsorger, vom Grundlagenforscher über die Verbraucherschaft bis zum Politiker alle gesellschaftlichen Gruppen und ist noch längst nicht abgeschlossen.
- Die derzeit geltenden Begriffsbestimmungen kreisen um zwei Schwellenwerte: 1 – 100 nm sowie 50 Prozent der Anzahlgrössenverteilung. Doch diese Werte sind umstritten. Das wesentliche Merkmal von Nanostrukturen – die Veränderung der Eigenschaften als Folge ihrer Winzigkeit – tritt nämlich keineswegs erst unterhalb der 100 nm-Marke auf. Aus Sicht vieler Fachleute wäre es daher sinnvoller, die Grenzen je nach konkretem Anwendungsfeld weiter zu fassen und stattdessen die Veränderung der Stoffeigenschaften als wesentliches Merkmal in den Mittelpunkt der Definitionen zu stellen.
- Das wichtigste Regelwerk für den verantwortungsvollen Umgang mit Chemikalien in der EU, die REACH-Verordnung, bleibt dagegen bisher gänzlich ohne eigene Erwähnung der Nanomaterialien.
- Ob und welche Nanomaterialien eingesetzt wurden, ist längst nicht bei allen Produkten bekannt. Eine entsprechende Kennzeichnung ist derzeit nur für Kosmetika, Lebensmittel und Biozide vorgeschrieben. Während einige Hersteller offensiv mit Nanotechnologien werben, halten sich andere sehr bedeckt und wieder andere heben Nanomaterialien hervor, die gar nicht enthalten sind. Das ist nicht nur für Verbraucherinnen und Verbraucher ärgerlich, sondern auch für die Risikobewertung ein Problem: Denn wo Risikoforscher nicht wissen, wo, wie oft und in welchen Mengen Menschen oder Umwelt mit den kleinsten Teilchen in Berührung kommen, können sie die Risiken nur schwer abschätzen.
- So stellt sich beispielsweise die Frage, was Nanopartikel mit ihrer – bezogen auf das Gewicht – grossen und reaktionsfreudigen Oberfläche in der Umwelt anrichten können. Kann der enge Kontakt mit den kleinsten Teilchen vielleicht die Gesundheit schädigen? Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der unterschiedlichsten Fachgebiete haben sich dieser Fragen in den vergangenen Jahren angenommen. Sie stehen dabei vor grossen Herausforderungen.

Die Broschüre schliesst mit der Aussage „Welche neuen Anwendungen die Nanotechnologien in der Zukunft noch bringen werden, ist heute noch nicht abzusehen. Zweifellos aber werden Forschung und technischer Fortschritt weiter voranschreiten.“