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Blühstreifen an Feldrändern fördern die Bestäubung durch Insekten und dämmen Schädlinge ein. Bild: Shutterstock

Die neue Gentechnik soll die Landwirtschaft klimaschonender machen und die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung sichern – so lauten zumindest die zwei verbreitetsten Botschaften der Agrarindustrie, wenn sie für die neuen gentechnischen Verfahren zu werben. Fest steht, dass die Landwirtschaft sowohl Verursacherin als auch Leidtragende des Klimawandels ist – Lösungen braucht es also auf beiden Seiten dieser Doppelrolle. Doch anstatt Gentechnik sollte das Schlüsselwort vielmehr „Diversifizierung“ heissen – so die Botschaft der SAG. Dass Diversifizierung der Schlüssel zu Klimaschutz und Ernährungssicherheit ist, wird nun auch durch eine breitgestützte, von Agroscope-Forschenden mitverfassten Studie in der Fachzeitschrift Science Advances unterstützt.

Gentechnik – egal ob alt oder neu – behandelt nur die von der intensiven landwirtschaftlichen Praxis hervorgerufene Symptome. Ihr Ziel ist es, die intensive Landwirtschaft in ihrer jetzigen Form aufrechtzuerhalten und sogar eine weitere Intensivierung mit Massentierhaltung und Monokulturen zu fördern. Die Folgen: Bodenerosion, schädliche Klimagase, Rückgang der Vielfalt und Umweltverschmutzung.

Die umfassende Auswertung der Ergebnisse von über 5000 Studien aus der ganzen Welt zeigt, dass Lösungsansätze, welche auf die natürliche Vielfalt und die Diversität der landwirtschaftlichen Praxis setzen, durchaus das Potenzial besitzen, Ertrag und Umweltschutz dauerhaft positiv zu beeinflussen.

Diversifizierung, wie sie auch vom Bund gefördert wird, hilft schädliche Klimagase – etwa CO2 und Methan – nachhaltig zu reduzieren. Auf der anderen Seite trägt sie erheblich zu einer verbesserten Bodenfruchtbarkeit und sorgsamem Wasserhaushalt bei – somit zu sichereren Erträgen. So kann beispielsweise mit einer Gründüngung oder mit der Integrierung von Wiesen mit Gras-Klee-Mischungen in die Fruchtfolge für Fruchtbarkeit gesorgt werden, ohne dass synthetische Kunstdünger zum Einsatz kommen.

Es sind aber auch andere positive Effekte auf Ertrag und Artenvielfalt zu vermerken. Denn vielfältige landwirtschaftliche Systeme mit z.B. Blühstreifen an den Feldrändern fördern ökologische Leistungen, wie die Bestäubung durch Insekten und dämmen Schädlinge ein.

Im Vergleich zu den grossen Agrarländern, wie den USA oder Deutschland, wo noch Monokulturen dominieren, steht die Schweiz mit ihrer kleinräumig strukturierten Landwirtschaft in Sachen Diversität besser da, zeigt die Studie. Die geografischen Gegebenheiten des Landes erschweren den Anbau in grossflächigen Monokulturen praktisch von Grund auf.

Da Gentechpflanzen hauptsächlich für diesen Anbautyp konzipiert sind, ist auch die SAG der Meinung, dass solche Pflanzen hierzulande keine zielführende Alternative darstellen. Zudem ist die Koexistenz der verschiedenen Anbautypen – Bio, Konventionell und Gentech – nicht realisierbar, wenn die Wahlfreiheit garantiert werden soll. Unvermeidliche Verunreinigungen mit Gentech-Pflanzenmaterial (etwa Pollen) könnten sehr schnell zu riesigen Konflikten führen. Deshalb ist es wichtig, dass das bestehende Moratorium auf gentechnisch veränderten Pflanzen auch nach 2021 verlängert und auf die Produkte der neuen gentechnischen Verfahren ausgeweitet wird.