klimasünderin video Die CRISPR-Tomate wird nicht im Labor, sondern von den Kleinbauern getestet. Bild: Shutterstock

Im Januar wurde in Japan die erste CRISPR-Tomate für den Markt zugelassen. Mit der Genschere gelang es Forschenden erstmals, den Gehalt an GABA (γ-Aminobuttersäure) in Tomaten dauerhaft zu steigern. In den Tomatenpflanzen hat GABA hat viele unterschiedliche Funktionen. Zum Beispiel beeinflusst sie das Wachstum der Pflanzen, die Resistenz gegen Schädlinge und Pflanzenkrankheiten und hat mehrere Stoffwechselfunktionen. Mit der Gen-Schere CRISPR/Cas wurde die Funktion mehrerer Gene unterdrückt, die einen regulierenden Einfluss auf den Gehalt von GABA haben. Auch wenn keine fremden Gene eingefügt wurden, könnte der Eingriff zu weitreichenden Nebeneffekten beim Stoffwechsel und Wachstum der Pflanzen führen. Bevor ein Urteil über die Sicherheit solcher genmanipulierten Pflanzen gefällt und potenziell schädliche Auswirkungen ausgeschlossen werden können, müssten sie eingehend auf Risiken für Mensch und Umwelt untersucht werden. Daher ist es dringend nötig, dass auch die neuen Gentechnikverfahren dem Gentechnikgesetz unterstellt werden.

Die konventionelle Züchtung scheiterte beim Versuch, den GABA-Wert in der Tomate dauerhaft zu steigern. Das liegt daran, dass dieser Inhaltsstoff beim Reifeprozess teilweise abgebaut wird. Indem sie die Gene, die den Abbau beeinflussen mittels Genschere stilllegten, erreichten die Forschenden um Professor Hiroshi Ezura an der Universität von Tsukuba einen sieben bis fünfzehn Mal höheren Gehalt an GABA als bei herkömmlichen Tomaten.

Wo liegt der Haken?

Die nun zugelassenen CRISPR-Tomate enthält laut Sanatech Seed fünf bis sechs Mal mehr GABA als handelsübliche Tomaten. Da in Japan mit neuen gentechnischen Verfahren hergestellte Organismen ohne Fremdgene nicht als GVO zugelassen werden müssen, wurde auch die von der Firma Sanatech Seed als „Sicilian Rouge High GABA“ vermarktete Sorte ohne eingehende Risikoprüfung zugelassen. Stattdessen genügte ein Austausch der Firma mit dem zuständigen Ministerium, wobei die Behörden sich hauptsächlich auf die Angaben der Firma verliessen.

Bei einer vom Hersteller abhängigen Risikoprüfung können Probleme schnell übersehen werden und ist somit nicht ungefährlich. Denn der Eingriff in die Regulierung der GABA-Produktion kann den Stoffwechsel durch die Erbgutveränderung der Tomaten auf verschiedenen Ebenen beeinflussen. Schon bei seinen ersten Versuchen, den GABA-Wert der Tomate zu verändern, berichtete das Team um Ezura über Veränderungen des Wachstums der Pflanzen und den Geschmack ihrer Früchte. Natürlicherweise steigt der GABA Gehalt in Pflanzen u.a. bei Schädlingsbefall. Der Eingriff ins Tomatenerbgut könnte sich also auch auf die Abwehrfunktionen der Pflanze auswirken und die Reaktionen der Pflanzen auf Umwelteinflüsse verändern, was wiederum auch Einfluss auf die Inhaltsstoffe der Früchte und deren Verträglichkeit haben kann. Somit kann der Verzehr im schlimmsten Fall auch zu ungewollten gesundheitlichen Folgen führen.

Trotz all der oben genannten Bedenken wird die Tomate von den Herstellern als gesundheitsfördernd und als modernes Lifestyleprodukt angepriesen. Denn GABA ist eine natürliche Aminosäure, die beim Verzehr den Blutdruck senkt und den Schlaf fördert. Weiter als über diese kurzfristigen Auswirkungen wird aber nicht nachgedacht.

Kleingärtner sollen als Versuchskaninchen hinheben

Noch wird die kommerzielle Einführung der Tomaten unter anderem durch Streitigkeiten um Urheberrechte behindert. Zudem argumentierte Sanatech Seed, dass es Zeit brauche, das notwendige Saatgut für den kommerziellen Anbau zu gewinnen. Darum will die Firma in einem ersten Schritt Jungpflanzen an über 3.000 Hobbygärtner abgeben, die sich bei Sanatech Seed gemeldet hatten und sich dazu verpflichten, die Tomaten nur für den Eigenverzehr anzubauen und nicht weiterzugeben.

Dieses Vorgehen ist aus ethischer Sicht höchst fragwürdig und ersetzt eine professionelle und gründliche Risikoprüfung nicht.

Testgebiet Grossbritanien

Shimpei Takeshita, Präsident von Sanatech Seed und Chief Innovation Officer von Pioneer EcoScience, dem exklusiven Vertriebspartner der Tomate meint: "Wir beobachten den regulatorischen Status von gentechnisch veränderten Pflanzen in anderen Ländern sehr genau, insbesondere in Grossbritannien, das ein wichtiger Testfall sein wird, da die Regierung seit dem Austritt aus der Europäischen Union mehr Optionen hat, wie sie mit ihrem regulatorischen Rahmen vorgehen will". Er fügte hinzu: "Wir haben über unsere Website eine Kampagne gestartet, bei der wir die Leute einladen, mitzumachen, und bis jetzt hatten wir 5.000 Bewerber, von denen jeder fünf Setzlinge zum Einpflanzen erhält."

Interessanterweise gibt es eine solche kostenlose Verteilung von GV-Saatgut nicht zum ersten Mal. Laut GMWATCH ist es eine altbewährte Taktik von GVO-Entwicklern. Sie wurde verwendet, um illegalen gentechnisch veränderten Flachs in Kanada zu verbreiten, was zum Zusammenbruch des Marktes für kanadische Flachs-Exporte nach Europa führte.