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Ein japanisches Start-up-Unternehmen will einen genomeditierten Fisch mit erhöhtem Fleischansatz vermarkten, berichtet der internationale Mediendienst Japans (NHK). Das in Kyoto ansässige Unternehmen hat bereits am 17. September begonnen, Bestellungen für Testverkäufe entgegenzunehmen. Da dem Fisch keine Fremdgene zugefügt wurden, muss das Produkt keiner Sicherheitsprüfung unterzogen werden, so die Entscheidung eines Gremiums des japanischen Gesundheitsministeriums.
Die genomeditierte Seebrasse der Firma Regional Fish mit dem Fantasienamen „Madai“ entwickelt 20 Prozent mehr Fleisch als ihre gentechfreien Artgenossen. Möglich wurde dies durch das Ausschalten eines Gens, das das Muskelwachstum unterdrückt. Der Muskelprotz ist in Zusammenarbeit mit der Universität Kyoto und der Kindai Universität entstanden.
Über eine Crowdfunding-Plattform werden bereits Produkte, die mit dem genomeditierten Fisch hergestellt wurden, zum Probieren angeboten: etwa mit Kombu gepökelte oder mit Reis gekochte Seebrassen. Bei diesem Vertriebskanal werden die Produkte noch deutlich mit dem Hinweis „genomeditiert“ gekennzeichnet sein.
In einem ersten Schritt werden die Rückmeldungen auf diesen Testverkauf analysiert, danach wird der kommerzielle Verkauf angestrebt, sagt Präsident Umekawa Tanadori. Ziel des Unternehmens sei es, durch die Entwicklung von Fischen, die für verschiedene Meeresregionen geeignet sind, die regionale Wirtschaft wiederzubeleben.
Bei der Seebrasse handelt es sich weltweit um das erste genomeditierte Lebensmittel auf tierischer Basis. Doch wenn gentechnisch manipulierte Tiere zugelassen werden, auch wenn es sich um weit entfernte Länder handelt, ist es bloss eine Frage der Zeit, bis sie auch hierzulande auf dem Teller landen. Dies zeigt auch das Beispiel eines – noch mit der alten Gentechnik veränderten – GV-Lachses, der in Kanada bereits tonnenweise in den Verkauf gelangt ist. Sogar bei diesem transgenen Fisch haben die lokalen Behörden Mühe, illegale Einfuhren genau zu kontrollieren.
Anders als die klassische Gentechnik, macht die Genomeditierung auch vor den verschiedensten Nutztierarten nicht halt, denn die Genschere CRISPR/Cas scheint die bisherige technische Barriere mühelos zu überwinden. Da die Anzahl der Tierarten, die mithilfe der Genomeditierung verändert werden können, rasant steigt, könnten die Kontrollstellen den Überblick im Falle einer Deregulierung vollständig verlieren. Dies würde Transparenz, Umwelt und Gesundheit massiv gefährden, da die Risiken der gentechnischen Veränderung für Mensch und Tier noch weitgehend ungeklärt sind.
Aus ethischer Sicht muss zudem überlegt werden, inwiefern Eingriffe, welche die Produktivität bspw. durch ein künstlich angeregtes Muskelwachstum erhöhen, das Tierwohl beeinflussen. Mit solchen Fragen und Bedenken, befasst sich das neue, umfassende Faktenblatt der SAG zum Thema Genomeditierung bei Nutztieren.