220509Beeinflussung
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In den USA hat die Behörde für Lebensmittelsicherheit (FDA) das Inverkehrbringen von Lebensmitteln, die von genom-editierten kurzhaarigen (eng. slick-haired) Rindern stammen, als risikoarm eingestuft. Die Gene der Rinder wurden mit dem Genomeditierungs-Tool CRISPR so verändert, dass sie ein kurzes, glattes Fell haben, das sie besser gegen heisses Wetter wappnen soll. Man hofft, dass Rinder, die nicht unter Hitzestress leiden, leichter an Gewicht zunehmen und so eine effizientere Fleischproduktion ermöglichen. Es bestehe nach einer wissenschaftlichen Überprüfung allenfalls ein geringes Risiko, Sicherheitsbedenken liessen sich aber daraus nicht ableiten, schreibt die FDA.

Erste Zulassung der USA für ein genomediertes Tier

Die von Acceligen, einer Tochtergesellschaft von Recombinetics, entwickelten Rinder sind nach Lachs und Schweinen die dritten gentechnisch veränderten Tiere, die in den USA für den menschlichen Verzehr zugelassen werden, jedoch die ersten mit Genomeditierung erzeugten.

Acceligen hatte in ihren Antrag an die FDA ausgeführt, dass die genomische Veränderung bei ihren Gentech-Rindern den natürlich vorkommenden Mutationen entspreche, die bei konventionell gezüchteten Slick-Fell Rindern auftreten, die in der Vergangenheit sicher als Nahrungsquelle für den Menschen verwendet wurden.

Die britische Organisation GMWatch widerspricht der Auslegung, die absichtliche genomische Veränderung dieser Rinder sei als "risikoarm" einzustufen und kritisiert, dass die FDA der Argumentation des Biotechunternehmens ohne genauere Überprüfung gefolgt sei und ein verkürztes und vereinfachtes behördliches Aufsichtsverfahren gewählt hatte.

Eingriff verursacht Chaos im Genom

Die Sicherheitserwartungen der FDA seien kein Beweis für die Sicherheit. Zumindest hätte Acceligen ein Genexpressionsprofil erstellen müssen, um festzustellen, welche unbeabsichtigten Veränderungen in der Genfunktion durch die Genomediting entstanden sein könnten. Diese könnten langfristig zu gesundheitlichen Problemen bei den Tieren führen. Ausserdem hätte Acceligen eine Proteomanalyse durchführen müssen, um zu überprüfen, ob sich die Proteinexpression nicht verändert hat. Sollte dies der Fall sein, könnte sich das Fleisch der Rinder als unerwartet allergen erweisen.

Nach Angaben der FDA waren die Rinder, welche die gewünschten Änderungen des Genoms enthielten "mosaikartig", d. h. die Zellstruktur der Tiere war eine Mischung aus Zellen, die entweder gentechnisch verändert oder nicht verändert waren. Ausserdem wiesen sie unterschiedliche Genvarianten in verschiedenen Zellen oder Geweben auf.
Genwatch bezeichnet dies als "ein Chaos" und es stelle sich die Frage, welche Veränderungen in den reproduktiven Keimzellen der editierten Kälber vorhanden sei. Es sei davon auszugehen, dass einige Zellen die gewünschte Veränderung aufweisen und andere nicht. Es sei von entscheidender Bedeutung, Informationen über beabsichtigte und unbeabsichtigte Editierungsereignisse in Keimzellen zu haben, da dieses genetische Material bei der Weiterzucht weitergegeben wird.

Genomeditierte Tiere sind patentierbar

GMWatch bezeichnet es schwer verständlich, dass für das Merkmal kurze Haare gentechnisch veränderte Tiere gewählt werden, obwohl es schon lange konventionell gezüchtete, nicht gentechnisch veränderte glatthaarige und hitzetolerante Rinder gibt, die alle in heissen Klimazonen gut gedeihen. Eine mögliche Erklärung auf diese Frage ist die Patentierbarkeit. Genomeditierte Tiere können patentiert werden, was bei konventionell gezüchteten Rassen viel schwieriger oder unmöglich ist.

Einem Bericht der Los Angeles Times zufolge erklärte die FDA, dass das gentechnisch veränderte Rindfleisch in nur zwei Jahren auf den Markt kommen könnte.

Zum Stand der Entwicklung und Regulierung von genomeditierten Tieren hat die SAG in ihrem Mitgliedermagazin 119 ausführlich berichtet.