Testbiotech fordert eine umfassende Regulierung für Tiere aus neuer Gentechnik – die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA sieht jedoch keine spezifischen Risiken aufgrund der NGT. (Bild: SAG & Schweizer Tierschutz STS).
Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA möchte die Richtlinien zu Risikobewertung und Tierschutz für Tiere aus neuer Gentechnik (NGT) überarbeiten. In einem Berichtsentwurf der Behörde wird die Angemessenheit der aktuellen EFSA Richtlinien in Bezug auf die Risikoprüfung bei Tieren untersucht. Der EFSA zufolge bedarf es einer Überarbeitung insbesondere in Bezug auf die Risiken für die Umwelt und das Wohlbefinden von Tieren. Aktuell läuft das zugehörige Konsultationsverfahren.
Die EU-Kommission hatte die EFSA um eine wissenschaftliche Stellungnahme zu den neuen Entwicklungen aus der Biotechnologie in der Anwendung bei Tieren für landwirtschaftliche Zwecke gebeten.
Die Behörde kommt dem Bericht zufolge zu dem Schluss, dass – im Vergleich zur konventionellen Zucht und der alten Gentechnik – keine neuen Risiken von der Anwendung der neuen Gentechnik bei Tieren ausgehen.
Testbiotech, eine unabhängige Organisation zur Folgenabschätzung in der Biotechnologie, kritisiert hingegen, dass dazu erst einmal hätte definiert werden müssen, was unter neuen Risiken verstanden wird. Weiterhin bemängelt die Organisation: «Um die Frage nach ‚neuen Risiken‘ sinnvoll beantworten zu können, hätte die EFSA sich zunächst eingehend mit den Unterschieden zwischen bisheriger Züchtung und neuer Gentechnik befassen müssen. Doch dazu findet sich im Bericht keine Analyse.»
Es gebe viele Publikationen, die zeigten, «dass bei NGT-Anwendungen an Tieren im Vergleich mit der konventionellen Züchtung sowohl mit spezifischen Risiken als auch mit zusätzlichem Tierleid zu rechnen ist» sagt Testbiotech und fordert eine umfassende Regulierung von Tieren aus neuer Gentechnik.
Die Aussage der EFSA kommt nicht überraschend. Zuletzt hatte sie ähnliche Stellungnahmen zu Pflanzen aus neuer Gentechnik verfasst. Bei Tieren können die Konsequenzen jedoch schnell schwerwiegender sein, da sie eine niedrigere Toleranzschwelle für Mutationen haben und es somit selbst bei kleinen Veränderungen schnell zu Krankheiten kommen kann.
Die Haltung der EFSA zur neuen Gentechnik lässt sich womöglich durch Ihre Zusammensetzung begründen. Eine Analyse von Testbiotech hatte kürzlich herausgefunden, dass das Gentechnik-Panel der Behörde nicht unabhängig von den Interessen der Gentechnik-Industrie ist. Auch der jetzige Berichtsentwurf basiere auf dem Gutachten einer Expertin, die selbst an Patentanträgen auf Tiere aus neuer Gentechnik beteiligt ist, so die Organisation.
Für politische Entscheidungen insbesondere der EU-Kommission ist Vorsicht geboten. Bereits in Bezug auf die Pflanzen aus neuer Gentechnik waren basierend auf EFSA-Stellungnahmen falsche Schlussfolgerungen gezogen worden, um die Deregulierung dieser Pflanzen zu begründen.
In unserem Dossier «Gentechnik bei Tieren – Boom durch Genomeditierung» finden sich ausführliche Informationen rund um das Thema.