Teosinte und Mais können sich miteinander kreuzen und Nachkommen bilden. Bild: Wikimedia Commons
Forschungsergebnisse aus Spanien zeigen: Bayers Insektengift-produzierende Gentechnikmais MON810 kreuzt sich mit der verwandten Wildpflanze Teosinte und überträgt dabei auch ein insektengiftiges Protein, das ursprünglich die Maispflanzen gegen den Maiszünsler schützen soll. Nun breiten sich die so entstandenen transgenen Teosinte-Pflanzen aus und zeigen Anzeichen für eine erhöhte Invasivität. Die Organisation Testbiotech forderte deshalb in einem Beitrag zur Bayer-Hauptversammlung 2024 den Anbau des Gentechmaises zu beenden.
«Wenn der Anbau von MON810 in Spanien nicht gestoppt wird, droht die Entstehung von Populationen insektengiftiger, transgener und hybrider Wildpflanzen mit einer erhöhten Tendenz zur Ausbreitung.», argumentiert Christoph Then von Testbiotech.
Dabei stützt er sich auf eine im April 2024 veröffentlichte Studie spanischer Wissenschaftler:innen der Forschungseinrichtung INIA-CSIC (Centro Nacional Instituto de Investigación y Tecnología Agraria y Alimentaria). Diese hatten in Freilandversuchen gezeigt, dass sich der Gentechmais mit hoher Wahrscheinlichkeit mit seinem wilden Verwandten, dem Urmais Teosinte kreuzt und dabei das Transgen für das Insektengift überträgt. Teosinte, der ursprünglich in Mexiko einheimisch ist, wurde erstmals 2009 in Spanien beobachtet. Die Ausbreitung des Wildgrases führte bereits 2016 zu erheblichen Ernteverlusten, etwa in den Regionen Aragon, Navarra und Katalonien, sodass regionale Behörden den Anbau von Mais in einigen Gebieten verbieten mussten, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Der Fakt, dass in diese Regionen auch tausende Hektar MON810 angebaut werden, verstärkt das Problem zusätzlich.
Dies bestätigt die neue Studie. Sie zeigt, dass Teosinte-Pflanzen, welche das Transgen tragen, höher wachsen und früher blühen als ihre transgenfreien Artgenossen. Dies kann ihre Ausbreitung begünstigen und Ernteverluste in den regulären Maisbeständen weiter verstärken.
Jüngst zeigte sich sogar die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA auch darüber besorgt, dass es in Spanien Anzeichen für Resistenzbildung beim Maiszünsler beobachtet wurden.
Trotzdem darf die Pflanze in Spanien weiterhin angebaut werden. Der Grund: eine vorläufige Verlängerung der EU-Anbauzulassung – die schon 17 Jahre gilt (!). Testbiotech sieht darin ein Versagen der EU-Kommission, die für solche Genehmigungsverfahren zuständig ist. Der Anbau von Mon810 ist in der EU offiziell seit 2008 nicht mehr zugelassen.
Richtig durchsetzen konnte sich der Gentechmais auch in Spanien nicht. Die Anbaufläche ist in zehn Jahren von 140.000 Hektar auf 50.000 Hektar geschrumpft. Ausser in Spanien wird er noch in Portugal angebaut – ebenfalls mit deutlich sinkender Tendenz.