Bild: Benjamin Stolzenberg, biooekonomie.de.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG definiert sich als Selbstverwaltungsorganisation der Wissenschaft in Deutschland. Ein Gremium des Vereins ist die Kommission für Grundsatzfragen der Genforschung, die den Senat in berät. Diese hat im September eine Standortbestimmung zur Synthetischen Biologie veröffentlicht. In ihrem Bericht beschreibt sie die wesentlichen wissenschaftlichen Fortschritte im Bereich der Synthetischen Biologie. Die DFG kommt zum Schluss, dass die aktuellen Fortschritte kein neues Gefährdungspotenzial erkennen lassen und somit durch bestehende gesetzliche Regelungen, insbesondere das Deutsche Gentechnikgesetz, abgedeckt seien.
Ebenso würden aus den neuen Entwicklungen im Bereich der Synthetischen Biologie keine neuen ethischen Fragen hervorgehen, denn diese seien bereits im Kontext der Debatten zur Gentechnologie und der Stammzellforschung erfasst. Trotzdem erachtet die Kommission eine proaktive ethische Begleitung dieses Forschungsbereichs als notwendig. Zudem empfiehlt sie, die Entwicklungen durch die Zentrale Kommission für Biologische Sicherheit (ZKBS) eng zu begleiten.
Die DFG betont, die wissenschaftlichen Entwicklungen im Bereich der Synthetischen Biologie hätten wiederholt öffentliche Diskussionen über einen möglichen neuen Regulierungsbedarf ausgelöst. Nach Einschätzung der DFG werden aber in gesellschaftlichen und politischen Diskussionen oftmals Begrifflichkeiten vermischt und darauf basierend Forderungen zur Regulierung der Synthetischen Biologie gestellt. Diskussionen zur Bewertung und eventuellen Regulierung von synthetisch-biologisch hergestellten Organismen sollten sich aber grundsätzlich auf deren potenzielle neue Eigenschaften konzentrieren.
Die DFG empfiehlt, das hohe Innovationspotenzial der Synthetischen Biologie mit den möglichen Risiken für die biologische Sicherheit (Biosafety), dem möglichen Missbrauch (Biosecurity und Dual Use) sowie den damit verbundenen ethischen Fragen abzuwägen. Da sich unter dem Begriff der Synthetischen Biologie eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Forschungsarbeiten einreihten, könne diese Abwägung jedoch nicht in pauschaler Form erfolgen. Vielmehr sei dafür eine Einzelfallbetrachtung der geplanten Arbeiten notwendig.
Mit der Standortbestimmung möchte die DFG, wie sie schreibt, einen Beitrag zu einer sachlichen Diskussion der Chancen und Risiken der Synthetischen Biologie leisten. Wesentlich kritischer als die DFG positioniert sich beispielsweise die ETC Group (Erosion, Technology and Concentration). Ihr Mitbegründer Pat Mooney, Träger des alternativen Nobelpreises, recherchiert seit über 40 Jahren zu den Folgen der Agrarindustrie für marginalisierte Regionen und für die kleinbäuerliche Landwirtschaft. Er beschäftigt sich mit der Frage, welche Auswirkungen die Verknüpfung von Informationstechnologie und synthetischer Biologie künftig auf das Ernährungssystem haben könnten.
- Externer Link: Pressemitteilung: DFG legt Standortbestimmung zur Synthetischen Biologie vor
- Externer Link: Bericht DFG: Synthetische Biologie: Standortbestimmung
- Externer Link: Gespräch mit Pat Mooney über die Risiken der synthetischen Biologie
- Externer Link: Unbekannte Risiken: Wie kann synthetische Biologie reguliert werden?