genedrivenews Amerikanische Kastanie. Bild: Shutterstock      

Die Umweltorganisation Rettet den Regenwald hat eine Petition gegen die gentechnische Veränderung von Bäumen lanciert. Denn einmal mehr will die Gentechnikbranche in den USA den Weg für genmanipulierte Bäume ebnen, indem sie ihr geldgetriebenes Vorhaben mit dem noblen Mantel des Naturschutzes umhüllt.

Laut Biotechindustrie soll die Genomeditierung zur Rettung natürlicher Waldbestände eingesetzt werden. Als Werbeikone wurde die majestätische Amerikanische Kastanie auserkoren, deren Bestände durch eine Pilzerkrankung stark zurückgegangen sind. Damit die Baumart ihren einstigen Lebensraum zurückerobern kann, wurde deren Genom mit der Genschere so verändert, dass sie gegen den Pilz resistent wird. Das Wunderwerkzeug CRISPR-Cas hilft, die Wälder zu retten – so lautet die zu verbreitende Botschaft.

Doch hinter dieser vermeintlichen Rettungsaktion verbergen sich handfeste Ziele der Industrie: die vereinfachte Zulassung genomeditierter Bäume für kommerzielle Zwecke. Genomeditierte Bäume kommen in erster Linie der Zellstoff-, Papier und Pelletindustrie zugute. Da die negativen Auswirkungen von solchen intensiv bewirtschafteten Plantagen mittlerweile einer breiteren Öffentlichkeit bekannt sind, würde die Zulassung von GE-Bäume für solche Zwecke vorerst auf Widerstand stossen. Die Ablenkung über das Argument des Naturschutzes verspricht mehr Akzeptanz – und bleibt nicht allein. Auch auf anderen Wegen wird versucht, GE-Bäume für die Öffentlichkeit schmackhafter zu machen – etwa mittels GE-Superbäumen, welche durch eine vermehrte CO2 Einlagerung aus der Luft als Klimaretter dienen sollen.

Die möglicherweise unumkehrbaren Folgen dieses riskanten Experiments werden jedoch ausgeblendet. Bäume sind langlebig und interagieren auf hochkomplexe Weise mit zahlreichen Lebewesen. Die Umweltrisiken der Freisetzung von GE-Bäumen sind also um ein Vielfaches grösser als bei GE-Ackerpflanzen, welche bereits nach einer Vegetationsperiode geerntet werden. Doch Langzeitstudien zu den Interaktionen von gentechnisch veränderten Bäumen mit anderen Lebewesen im Ökosystem sind keine vorhanden. Man tappt hier im Dunklen – es ist nicht auszuschliessen, dass die Gentechnologie die Wälder gefährdet, anstatt sie zu erhalten.

Die Corona-Krise hat uns aufgezeigt, wie stark die menschliche Gesundheit von diversen, einwandfrei funktionierenden, Waldökosystemen abhängig ist (Pandemien als Folge der hochindustrialisierten Landwirtschaft). Ein Eingriff ins Genom von Bäumen, einzig den Wirtschaftsinteressen der Industrie zuliebe, ist angesichts der aktuellen Situation unvernünftig, denn die Konsequenzen sind unabschätzbar.