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Ein Verbot für GVO in der Landwrtschaft erhält in Deutschland hohe Zustimmung. Studie Naturbewusstsein.

In der Studie Naturbewusstsein 2019 wurde bereits zum fünften Mal über einen Zeitraum von zehn Jahren gefragt, ob den Deutschen ein Verbot gentechnisch veränderter Organismen in der Landwirtschaft wichtig ist. Aktuell sprechen sich 81 Prozent der Befragten für ein Verbot von Gentechnik in der Landwirtschaft aus („sehr wichtig“: 44 Prozent, „eher wichtig“: 37 Prozent). Elf Prozent betrachten ein Verbot für „eher nicht wichtig“ und nur ein Bruchteil von zwei Prozent für „überhaupt nicht wichtig“. Bei der Bewertung eines Verbots von Gentechnik in der Landwirtschaft seien weder der Bildungshintergrund noch das Einkommen der Befragten entscheidend, heisst es in der Studie.

Die Umfrage zeigt, dass die Forderung nach einer Kennzeichnungspflicht deutlich zugenommen hat. In Deutschland werden keine gentechnisch veränderten Organismen angebaut. Es werden aber Lebensmittel verkauft, die gentechnisch veränderte Bestandteile enthalten; diese sind EU-weit gekennzeichnet. Keine Kennzeichnungspflicht besteht für Produkte von Tieren, die mit gentechnisch veränderten Produkten gefüttert wurden. Eine solche Kennzeichnung wird aber von den Befragten gefordert: 95 Prozent der Befragten sprechen sich „voll und ganz“ oder „eher“ dafür aus, Lebensmittel von Tieren, die mit gentechnisch veränderter Nahrung gefüttert wurden, im Handel zu kennzeichnen. 2017 waren es noch 69 Prozent, die sich „voll und ganz“ für eine Kennzeichnungspflicht aussprachen, in der aktuellen Erhebung sind es 79 Prozent, in der Altersgruppe der 50- bis 65-Jährigen sogar 84 Prozent.

Die Bedenken gegen gentechnisch veränderte Lebensmittel sind wieder gestiegen: In der Studie von 2017 sagten 31 Prozent, sie hätten kein oder eher kein Problem damit, gentechnisch veränderte Lebensmittel zu essen, in der aktuellen Erhebung bekunden das nur noch 22 Prozent. Unter 30-Jährige und Männer äussern am häufigsten kein oder eher kein Problem mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln (jeweils 28 Prozent), Frauen sind hingegen deutlich kritischer eingestellt. Nur 16 Prozent hätten keine oder eher keine Bedenken damit, gentechnisch veränderte Lebensmittel zu essen.

Dem Argument, Gentechnik in der Landwirtschaft sei ein wichtiger Baustein bei der Bekämpfung des Welthungers, wird mehrheitlich nicht zugestimmt. Der Anteil derjenigen, die diesem Argument nicht zustimmen ist gegenüber 2017 sogar um sechs Prozentpunkte gestiegen („stimme eher nicht zu“/„stimme überhaupt nicht zu“: 2017: 52 Prozent, 2019: 58 Prozent). Männer lassen das Argument häufiger gelten als Frauen.

Neue gentechnische Verfahren stossen auf sehr grosse Ablehnung

Die Skepsis ist auch gegenüber den neuen Verfahren der Gentechnik gross: 95 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass Auswirkungen auf die Natur immer untersucht werden sollten, wenn Pflanzen mit neuen Verfahren gentechnisch verändert werden.

Unabhängig von Geschlecht, Alter, Bildung und Einkommen glauben neun von zehn Befragten nicht, dass die langfristigen Folgen von neuen Verfahren der Gentechnik heute schon abzuschätzen sind. Dieser Befund deckt sich mit einem ungewöhnlich geringen Vertrauen in die Aussage von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die neuen gentechnischen Verfahren seien sicher. Auch bei diesen Fragen lassen sich keine Unterschiede im Antwortverhalten nach Geschlecht, Alter, Bildung und Einkommen feststellen. Diese Umfrageergebnisse betonten die Relevanz des Vorsorgeprinzips für neue gentechnische Verfahren, folgert die Studie.

Ethische Bedenken gegen Gentechnik

Neben dem geringen Zutrauen in die Verlässlichkeit der Wissenschaft hinsichtlich etwaiger Konsequenzen von neuen gentechnischen Verfahren äussern sehr viele der Befragten auch ethische Bedenken: Eine Mehrheit von 84 Prozent findet, der Mensch habe kein Recht, Pflanzen und Tiere gezielt gentechnisch zu verändern. Am häufigsten werden ethische Vorbehalte von den ältesten Befragten betont (über 65-Jährige: 86 Prozent). Dabei fällt auf, dass Frauen oft grössere ethische Bedenken haben als Männer (Frauen: 86 Prozent; Männer: 81 Prozent).

Auch die gezielte gentechnische Veränderung von Pflanzen und Tieren aus der freien Natur wird von 90 Prozent der Deutschen abgelehnt. Dies betrifft die sogenannten „Gene-Drives“  mit denen Wildpopulationen gentechnisch verändert werden sollen, etwa um dadurch Krankheitsüberträger oder invasive Arten zu bekämpfen. Die Ablehnung ist umso grösser, je älter die Befragten sind.

Auch eine Befragung in Österreich im vergangenen Jahr zeigte ein ähnliches Bild.